Hafnium: Aktuelle Marktsituation des Technologiemetalls

Dezember 2023 | Marktkommentar

Flugzeugturbine

Quelle: iStock/aapsky

Die Preise für Hafnium sind in den vergangenen rund zwei Jahren bis auf wenige Unterbrechungen gestiegen – zeitweise deutlich. Doch nach einem Rekordhoch im Oktober zeichnet sich nun eine Preiskorrektur ab. Der Bedarf an dem Rohstoff ist indes weiterhin ungebrochen.*

Steht der Preisentwicklung für Hafnium eine Trendwende bevor? Nachdem das Preisniveau des Strategischen Metalls jahrelang relativ stabil war, ist der Preis seit Anfang 2022 ungewöhnlich stark gestiegen. Im Oktober 2023 hat er seinen bisherigen Höhepunkt erreicht, der durch eine gestiegene Nachfrage unter anderem in der Luftfahrt verursacht wurde, während das Angebot an dem Rohstoff stark begrenzt und die Produktion auf nur wenige Länder konzentriert ist. Nun scheint der Aufwärtstrend beendet zu sein, die Preise gehen aktuell etwas zurück, liegen aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Was sind die Hintergründe dieser Entwicklung?

Mehr Anbieter beleben den Markt

Das Geschehen auf den Rohstoffmärkten ist sehr komplex. Generell sind Preise von Strategischen Metallen wie Hafnium volatil, da sie von zahlreichen Faktoren wie den Entwicklungen in Wirtschaft und Politik beeinflusst werden. Frank Meier und Jan Giese, Experten für Technologiemetalle beim Rohstofflieferanten TRADIUM, führten Ursachen für Preisschwankungen bereits in einem Interview Anfang des Jahres näher aus.

Als mögliche Gründe für den jüngsten Preisrückgang bei Hafnium nennt Meier einerseits die gestiegene Zahl an Anbietern des Rohstoffs in bestimmten Verarbeitungsformen, die zu einem Überangebot einzelner Materialien geführt haben könnten. In der Folge drückte das die Preise. Parallel dazu habe die Flugzeugindustrie, ein wichtiger Abnehmer des Strategischen Metalls, vorgearbeitet und ihren Rohstoffbedarf für das kommende Jahr bereits durch Verträge abgedeckt. Auf der anderen Seite nehme Meier zufolge die Nachfrage nach Halbleitern unter anderem für Computerchips weiter zu. Die Folge: Der Hafnium-Bedarf sei nun bei über 100 Tonnen anzusiedeln, während er in den vergangenen Jahren bei 60 bis 70 Tonnen lag. 

Preisentwicklung Hafnium
Ausschnitt eines Flugzeugs mit Fokus auf einer Turbine

Quelle: iStock/aapsky

Woher könnten 2024 Impulse für den Hafnium-Markt kommen?

Auch wenn die Preise ausgehend von einem historischen Höchststand aktuell zurückgehen, zeichnet sich ein weiterhin hoher Bedarf an dem Technologiemetall ab, das sowohl von der Europäischen Union als auch den USA als kritischer Rohstoff klassifiziert wird.

Mit der Luftfahrtindustrie, dem Nuklearsektor sowie der Halbleiterindustrie könnten drei Branchen im kommenden Jahr die internationale Nachfrage maßgeblich bestimmen:

Seit Anfang 2022 erholt sich die Luftfahrtbranche von den Folgen der Corona-Pandemie, die Auftragsbücher der Flugzeughersteller sind gefüllt. Daran hat sich im laufenden Jahr wenig geändert und auch für 2024 geht die Beratungsfirma Deloitte von einer ähnlichen Entwicklung aus. Dies gilt zum einen für die zivile Luftfahrt, die vom Nachholeffekt nach den Lockdowns 2021 profitieren dürfte. Die International Air Transport Association IATA rechnet mit steigenden Umsätzen im Passagierverkehr im kommenden Jahr: Sie könnten um zwölf Prozent gegenüber 2023 auf 717 Milliarden US-Dollar zunehmen. Auf der anderen Seite wird die Militärsparte Deloitte zufolge ebenfalls wachsen, hier sind steigende geopolitische Unsicherheiten treibende Faktoren. Die Beschaffung von Rohstoffen, insbesondere kritischer Mineralien, stelle eine besondere Herausforderung für die Branche dar, heißt es mit dem Verweis auf die stark lokal konzentrierte Produktion vieler Ressourcen weiter.

Impulse dürften 2024 und darüber hinaus zudem aus der Kernenergie kommen, wo Hafnium als Material für Steuerstäbe in den Reaktoren Verwendung findet. Auf dem Weltklimagipfel in Dubai haben im Dezember  mehr als 20 Länder eine Erklärung unterzeichnet, die auf eine Verdreifachung der Atomkraft bis 2050 abzielt. Zu den Unterzeichnerstaaten gehören unter anderem die Vereinigten Staaten, Japan, Frankreich und das Vereinigte Königreich.

Nicht zuletzt könnte auch die Halbleiterindustrie für einen steigenden Bedarf sorgen. Hafniumtetrachlorid wird als Beschichtung für die nächste Generation von sehr kleinen Computerchips eingesetzt.

Auf eine wachsende Hafnium-Nachfrage hat sich jüngst das französische Unternehmen Framatome eingestellt. Anfang Dezember gab es Investitionen in den Ausbau der Kapazitäten für die Produktion von hochwertigen Hafnium- und Zirkoniumlegierungen bekannt. Frankreich ist mit einem Anteil von 49 Prozent an der Weltproduktion das wichtigste Herkunftsland von Hafnium.

Wie stark sich diese Entwicklungen im Detail auf die Hafnium-Preise 2024 auswirken, wird sich schrittweise in den kommenden Wochen und Monaten abzeichnen.

Der Branchenspezialist TRADIUM hält auch künftig alle Interessenten am Thema mit seinen Preischarts auf dem Laufenden und informiert regelmäßig über neue Entwicklungen auf dem Rohstoffmarkt.

 

* In diesem Beitrag beziehen wir uns auf die Entwicklung des Hafnium-Preises in US-Dollar, der internationalen Leitwährung auf den Rohstoffmärkten.