Die Volatilität von Strategischen Metallen verstehen

Erste Schritte

Container an einem Hafen

Quelle: iStock/primeimages

Strategische Metalle sind gern gekaufte alternative Sachwerte. Die Preise für die Rohstoffe können allerdings ebenso schwanken wie die für Aktien oder Fonds. Im Interview erklärt Rohstoffexperte Thomas Grob von TRADIUM, was die Preise von Metallen bewegt.

Was ist Volatilität und wie zeigt sie sich bei Strategischen Metallen?
Thomas Grob: Unter Volatilität versteht man die Schwankungsbreite bei Preisen oder Kursen: Gehen sie nach oben? Bewegen sie sich nach unten? Und wie stark fällt die Abweichung aus? Der eine oder andere hat den Begriff vermutlich schon von der Börse gehört. Steigt oder fällt eine Aktie auffällig stark, wird sie als volatil bezeichnet. Das gilt auch für Rohstoffe wie Strategische Metalle, deren Preise häufig in Bewegung sind.

Welche Faktoren können für Preisbewegungen an den Rohstoffmärkten sorgen?
Thomas Grob: Wenn sich Angebot und Nachfrage nach Rohstoffen verschieben, ändern sich auch ihre Preise. Gibt es ein Überangebot an physisch verfügbarem Material, lässt dies gewöhnlich die Preise sinken. Sind Metalle jedoch Mangelware und herrschen Engpässe, spricht man von einer Unterversorgung, die mit steigenden Preisen einhergeht.
In der Regel schnellt die Volatilität in die Höhe, wenn es zu fundamentalen Veränderungen kommt. Die Corona-Jahre sind dafür ein sehr gutes Beispiel. Die weltweiten Lieferketten für Strategische Metalle wie Gallium und Germanium und die Seltenen Erden rissen immer wieder ab, der Handel brach ein. Das ließ die Preise für die knapper werdenden Rohstoffe stark steigen. Beim Platingruppenmetall Palladium war der Angriff Russlands auf die Ukraine ab Februar 2022 ein großer Marker in der Preisentwicklung. Russland gilt als eines der wichtigsten Förderländer. Nachdem Sanktionen gegen das Land verhängt wurden, kam es zu Engpässen und Preisausschlägen bei Palladium, das vor allem in Katalysatoren Verwendung findet.

Kriege, Pandemien – gibt es auch weniger extreme Gründe für Volatilität?
Thomas Grob: Bleiben wir bei den Platingruppenmetallen: In Südafrika, einem der Hauptversorger weltweit, gibt es landesweit anhaltende Probleme mit der Energieversorgung, der Strom muss stundenweise abgestellt werden. Welche Auswirkungen das auf den energieintensiven Abbau der Metalle in den Minen und ihre Verarbeitung hat, kann man sich leicht vorstellen. Es kommt weniger Platin, Palladium oder auch Iridium als erwartet in den Markt, das Angebot verknappt sich.
Oft liegen auch politische Entscheidungen zugrunde: Das EU-Parlament hat Anfang 2023 das Verbrenner-Aus ab 2035 besiegelt. Metalle wie Palladium und Rhodium, die im Katalysator verbaut sind, drohen damit langfristig an Bedeutung zu verlieren. Kurzfristig hat die EU-Entscheidung keinen Einfluss auf die Abnahmemengen, da weiterhin Autos mit Verbrennermotor gebaut werden. Dennoch haben sich die Preise nach unten entwickelt. Es geht aber auch andersherum: Das Bekenntnis der Bunderegierung zur Energiewende durch Erneuerbare Energien spricht dafür, dass langfristig mit einer steigenden Nachfrage bei Seltenen Erden zu rechnen ist. Diese sind in großen Mengen in Permanentmagneten verbaut, ohne die viele Windräder nicht laufen. Abbau und Verarbeitung der Seltenen Erden sind stark in China konzentriert, die Abhängigkeit von Rohstoffimporten ist in Europa entsprechend groß. Diese Limitierung könnte sich auf die Preise auswirken.

Container an einem Hafen

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Sind alle Strategischen Rohstoffe so volatil?
Thomas Grob: Es gibt immer auch Metalle, deren Preisentwicklung eher einer Seitwärtsbewegung gleicht, also stabil bleibt. So ist der Markt für das Technologiemetall Rhenium in der Langzeitbetrachtung sehr ausgeglichen, das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verschiebt sich nur wenig, die Preise entwickeln sich weniger sprunghaft.

TRADIUM Privat Hinweis: Darauf sollte man bei Volatilität von Strategischen Metallen achten

Privatkäufer können die Volatilität der Strategischen Metalle für sich nutzen. Sie bietet Chancen auf Kursgewinne, impliziert aber auch das Risiko für Verluste. Unter dem Aspekt des Risikomanagements und um Auswirkungen zu hoher Volatilität auf das Portfolio zu verhindern, sollten Privatkäufer ihre Strategischen Metalle sorgfältig auswählen und breit streuen. Neben Metallen mit hoher Volatilität gibt es solche, die im Preis nur wenig schwanken und deren Werte relativ stabil bleiben. Außerdem kann es sinnvoll sein, die Schwankungen auszublenden. Diese werden in der Regel durch Langzeiteffekte ausgeglichen. Eine Haltefrist von mehreren Jahren ist daher sinnvoll.

Vita:
Thomas Grob hat bei TRADIUM als Senior Sales Manager seit 2007 verschiedene Bereiche betreut: angefangen von den Edelmetallen bis hin zu den Seltenen Erden für die unterschiedlichsten Industriezweige. Er verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Rohstoffmarkt. Diese hat er unter anderem bei Degussa, Chemetall und Heraeus gesammelt.

 

Das Interview wurde im Oktober 2023 geführt.

Preischart zu Gallium von 2011 bis 2023
Preischart zu Rhenium von 2011 bis 2023