Germanium und Rhenium:
Preise erleben Höhenflug
Juli 2024 | Marktkommentar
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Die Preise für Germanium und Rhenium steigen schon seit Monaten konstant. Im Juli hat diese Entwicklung noch deutlich an Dynamik gewonnen. Was sind die möglichen Hintergründe? Die TRADIUM-Experten ordnen die Marktbewegung ein.
Germanium: Preise so hoch wie seit über zehn Jahren nicht mehr
Der Preis für Germanium schwankte bereits im vergangenen Jahr sehr stark, vor allem beeinflusst durch die seit Sommer 2023 geltenden Exportauflagen aus China. Dieser Trend scheint sich nun fortzusetzen: Germanium verteuert sich aktuell deutlich.
Matthias Rüth, Geschäftsführer der TRADIUM GmbH, erklärt die Entwicklung damit, dass die gesetzlich vorgeschriebene Bevorratung wichtiger Rohstoffe in China zu einer Verknappung im Markt geführt hat. Hinzu komme, dass die Volksrepublik als einer der wichtigsten Germaniumproduzenten im Sommer 2023 Exportkontrollen verhängt habe. Die Verfügbarkeit auf dem internationalen Markt sei dadurch weiter reduziert worden.
„Zusätzlich steigt die weltweite Nachfrage nach Germanium, vor allem in der Infrarot-Industrie, die das Metall für Nachtsichtgeräte benötigt“, so Rüth weiter. „Unternehmen mit größeren Germaniumbeständen halten diese derzeit zurück und warten ab, wie sich der Markt entwickelt, was die Preise weiter in die Höhe treibt.“
Bereits zu Jahresbeginn prognostizierte die Unternehmensberatung Deloitte eine Versorgungsknappheit für das laufende Jahr, was sich nun bestätigt.
Preis für Rhenium auf Acht-Jahres-Hoch
Auch Rhenium hat sich stark verteuert und befindet sich aktuell auf einem Niveau, das zuletzt 2016 erreicht wurde. Allein im Juli stieg der Preis um 15 Prozent.
Bei Rhenium zeigt sich damit ein ähnliches Muster wie zuvor bei Hafnium. Beide Technologiemetalle sind essenziell für die Luftfahrtindustrie, insbesondere in Legierungen, die zur Herstellung von Turbinenschaufeln und -gehäusen benötigt werden, um diese hitzebeständiger und leistungsfähiger zu machen. Dies führt zu geringerem Kerosinverbrauch bei Flugzeugen und höherer Energieeffizienz in Gas- oder Dampfturbinen.
Die Preischarts zu Germanium, Rhenium, Hafnium und weiteren Rohstoffen sind auf unserer Website verfügbar und werden regelmäßig aktualisiert.
In der Branche werden die gestiegene Nachfrage nach Superlegierungen für Turbinentriebwerke, aber auch nach Katalysatoren in der Erdölraffinerie als Gründe für den Preisschub gesehen. Beide Bereiche zählen zu den wichtigsten Anwendungsgebieten des Rohstoffs.
Frank Meier, TRADIUM-Experte für Technologiemetalle, schätzt die Situation folgendermaßen ein: „Nach dem Preisanstieg bei Hafnium im vergangenen Jahr kommt eine ähnliche Entwicklung bei Rhenium wenig überraschend. Wir sehen, dass die Nachfrage der Industrie kontinuierlich steigt. Substitutionsmöglichkeiten durch andere Metalle sind bislang nicht in Sicht.“
Die globale Produktion der beiden Technologiemetalle ist zudem stark konzentriert. Der Anteil Europas und der USA ist dabei gering. Einzig Hafnium wird zu 45 Prozent in Frankreich und zu 41 Prozent in den USA produziert. Rhenium stammt zu 50 Prozent aus Chile, die USA und Polen kommen jeweils auf einen Anteil von etwa 15 Prozent.
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung rechnet bis 2040 mit einer Verdopplung des Bedarfs an Rhenium. Erst vor kurzem haben die großen Flugzeugbauer Airbus und Boeing darauf hingewiesen, dass der Flugverkehr seit dem Ende der Coronapandemie enorm an Fahrt aufgenommen hat. Sie rechnen mit einem Bedarf von mehr als 40.000 neuen Maschinen in den nächsten 20 Jahren. Dies dürfte die Nachfrage nach Rhenium und Hafnium weiter antreiben und den Markt in Bewegung halten.
Mehr über große Preisschwankungen in vergleichsweise kleinen Rohstoffmärkten erfahren Sie in unserem Beitrag zur Volatilität.
* In diesem Beitrag beziehen wir uns auf die Entwicklung der Preise von Germanium und Rhenium in US-Dollar, der internationalen Leitwährung auf den Rohstoffmärkten.