Wohin geht die Preisreise bei Hafnium?

Februar 2023 | Erste Schritte

Die Flugzeugindustrie treibt die Nachfrage nach Hafnium

Quelle: Adobe Stock/frank peters

Der Preisanstieg bei Hafnium in den vergangenen Monaten war außergewöhnlich. Doch kann das Rekordniveau gehalten werden? Die TRADIUM-Rohstoffexperten Jan Giese und Frank Meier im Interview über die außergewöhnliche Entwicklung am Rohstoffmarkt und welche Folgen die Preisralley hat.

Der Preis für Hafnium ist seit Anfang 2022 enorm gestiegen. Der Preissprung von Januar bis Dezember betrug 111 Prozent. Kein anderes Strategisches Metall hat im vergangenen Jahr eine solche Entwicklung erlebt.

Was sind die Gründe für diese außergewöhnliche Preisentwicklung von Hafnium?

Jan Giese: Der Markt für Hafnium war in der Vergangenheit gut austariert. Die Jahresproduktion von 75 Tonnen deckte den Bedarf der beiden relevanten Anwendungen, nämlich Legierung in der Flugzeugindustrie und Kontrollstäbe in der Nuklearindustrie. Durch das Gleichgewicht gab es wenig Bewegung im Markt. Während der Corona-Pandemie brach der Flugverkehr ein und zog auch die Hersteller der Flieger in Mitleidenschaft. Es kam zu einem Oversupply, es wurde weniger Rohstoff verbraucht als produziert. Inzwischen hat sich der Markt jedoch gedreht. Der Flugverkehr zieht deutlich an, die Flugzeugbauer melden volle Auftragsbücher. Darüber hinaus werden weltweit neue Kernreaktoren geplant. Der Bedarf bei beiden Industrien liegt deutlich höher als vor Corona, die Rohstofflager entsprechend leer. Zusätzliche Nachfrage kommt aus der Halbleiterindustrie, die Hafnium zur Produktion von immer schnelleren und kleineren Computerchips benötigt. Auch hier ist die Tendenz stark steigend.

 Wie kann die wachsende Nachfrage bedient werden?

Frank Meier: Hafnium ist in der Rohform ein Nebenprodukt der Zirkonproduktion, bei dem es sich ebenfalls um ein strategisches Metall handelt. Es wird etwa im Verhältnis 1:50 gewonnen. Für jede Tonne Hafnium werden also 50 Tonnen Zirkonium benötigt. Trotz hoher Preise haben Produzenten daher wenig Interesse an einer Erhöhung der Hafniumförderung, da sie gleichzeitig auch eine große Menge Zirkonium gewinnen müssten. Abnehmer für zusätzliches Zirkonium sind nicht ohne weiteres zu finden. Die Produzenten würden somit auf Halde produzieren. Im Ergebnis stehen sich eine wenig flexible Angebotsseite und eine stark gestiegene Nachfrage aus der Halbleiter-, Flugzeug- und Nuklearindustrie gegenüber.

Die Flugzeugindustrie treibt die Nachfrage nach Hafnium

Quelle: Adobe Stock/frank peters

Preisentwicklung Hafnium

Könnte der Preis also noch weiter steigen? Oder ist die Spitze dieser Entwicklung schon erreicht?

Jan Giese: Viel hängt davon ab, inwieweit sich die industriellen Verbraucher bereits mit Hafnium bevorratet haben. Viele Abnehmer versuchen trotz steigender Preise so viel Material wie möglich zu beschaffen, um ihren zukünftigen Lieferverpflichtungen nachkommen zu können. Diese Reaktion führt häufig dazu, dass die Knappheiten kurzfristig noch verstärkt werden. Die Preise steigen dadurch noch weiter. Wenn sich die Angebotsseite erholt und für das Material keine Abnehmer findet, kann sich der Effekt allerdings umkehren.

Kann man eine Entspannung am Rohstoffmarkt vorhersagen?

Frank Meier: Nach dem, was wir von verschiedenen Marktteilnehmern hören, haben noch nicht alle ihren zukünftigen Bedarf gedeckt, sondern wollen den aktuellen „Preissturm“ abwarten. Sollte sich der Markt jedoch nicht beruhigen, müssen sie gegebenenfalls noch höhere Preise akzeptieren. Das könnte die Preisralley weiter anheizen. Der Markt ist nicht nur klein, sondern auch intransparent, Entwicklungen sind daher schwer vorherzusehen. Nehmen wir als Beispiel die Halbleiterindustrie, deren Produkte in Elektroautos verbaut sind. In Deutschland geht die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos seit Jahresanfang zurück. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird das die Nachfrage nach Computerchips und damit auch nach Hafnium wieder drücken.

Was können Privatkäufer aus dieser Situation lernen?

Jan Giese: Je kleiner ein Rohstoffmarkt ist, desto größer können die Kursschwankungen ausfallen. Angebot und Nachfrage sind dabei nur als einer von vielen Treibern der Entwicklungen zu nennen. Wirtschaftliche und politische Entwicklungen können dem Markt ebenfalls Impulse geben. Dazu zählen abgerissene Lieferketten wegen Corona genauso wie lahmgelegte Minen infolge von Streiks oder gar Kriegen. Auch der US-Dollar kann eine Rolle spielen. Man sollte daher immer daran denken, dass jeder Rohstoff anders ist und von verschiedenen Faktoren angetrieben und beeinflusst wird. Darum ist es wichtig, sich als Privatkäufer gut zu informieren.

 

Vita:
Jan Giese arbeitet seit 2022 im Industrievertrieb für Technologiemetalle und Seltene Erden bei TRADIUM. Zuvor leitete der studierte Betriebswirt 2,5 Jahre den globalen Einkauf der Heraeus Quarzglas GmbH, einer Geschäftseinheit des globalen Familienunternehmens Heraeus.

Frank Meier betreut bei TRADIUM seit 2019 den Bereich Technologiemetalle und Seltene Erden. Er verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Rohstoffmarkt. Diese hat er unter anderem bei Heraeus im Bereich Dünnschichttechnologie gesammelt. Darüber hinaus hat er den Einstieg von Heraeus in die Produktion von Photovoltaikmodulen als Produktmanager und Vertriebsmitarbeiter von Anfang an mitbegleitet.

Preisentwicklung Hafnium