Rhodium: Große Preissprünge am Rohstoffmarkt
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Das Platingruppenmetall Rhodium hat sich innerhalb weniger Tage um über 30 % verteuert. Aus Sicht des TRADIUM-Edelmetallexperten Philipp Götzl-Mamba gibt es mehrere Gründe für den Preisanstieg bei dem Rohstoff, der in Autokatalysatoren unerlässlich ist. Im Interview ordnet er die aktuelle Situation ein.
Rhodium-Wahnsinn, so heißt es in Ihrer Kolumne, die am 16. Oktober auf dem Branchenportal Rohstoff.net erschienen ist. Was passiert gerade in diesem Rohstoffmarkt?
Philipp Götzl-Mamba: Der Preis für Rhodium war die vergangenen drei Monate wenig in Bewegung. Die letzte nennenswerte Kursänderung haben wir Ende Juli gesehen. Seit der zweiten Oktoberwoche ist der Preis innerhalb kürzester Zeit in die Höhe geschnellt, und zwar von 130 Euro/Gramm auf mehr als 175 Euro/Gramm. Das sind über 30 Prozent. Dabei befindet sich der Preis historisch gesehen immer noch auf einem niedrigen Stand. Im Frühjahr 2021 wurden Höchstpreise von über 800 Euro/Gramm verzeichnet.
Warum ist der Preis für das Platingruppenmetall so schwankungsanfällig?
Philipp Götzl-Mamba: Bei Rhodium sprechen wir von einem illiquiden Markt: Es gibt wenige Marktteilnehmer, lediglich Minen, Produzenten, einige Händler und die Industrieabnehmer. Außerdem ist das jährliche Handelsvolumen mit nur etwa einer Million Unzen, umgerechnet circa 30 Tonnen, gering. Dieses Zusammenspiel begünstigt dynamische Preisentwicklungen. Das knappe Material wird fast vollständig von der Automobilbrache für Abgaskatalysatoren bei Verbrennern verbraucht. Zweitwichtigster Abnehmer ist die Glasindustrie, die das Metall beispielsweise bei der Herstellung von Fernsehbildschirmen benötigt. Bedarfsspitzen konnten in der Vergangenheit über Recycling von Katalysatoren abgefangen werden. In Zeiten von hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit werden Autos jedoch länger als sonst gefahren statt verschrottet zu werden. Damit fehlt dem Recyclingkreislauf eine wichtige Rohstoffquelle.
Welche Gründe sehen Sie für die aktuelle Preisrallye?
Philipp Götzl-Mamba: In der Automobilbranche läuft die Produktionsplanung für das kommende Jahr auf Hochtouren. Der Rohstoffbedarf, der sich daraus etwa für Rhodium ableitet, muss abgedeckt werden. Daher gibt es in jedem vierten Quartal in einem gewissen Rahmen Einkaufsaktivitäten. Das ist normal. Was wir aktuell sehen, ist das Gegenteil von normal. Der immer noch niedrige Preis von 130 Euro/Gramm bietet dem Einkauf gute Voraussetzungen für eine ausreichende Bevorratung.
Außerdem deutet vieles auf einen steigenden Bedarf hin: In den USA hat die Zahl der Neuzulassungen bei Verbrennern im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Noch mehr Rhodium wird gebraucht werden, wenn wie in den USA strengere Abgasnormen für verschiedene Fahrzeugtypen greifen. Die Umsetzung der neuen Grenzwerte erfordert verbesserte Katalysatoren. Je mehr Rhodium und weitere Platingruppenmetalle im Filter verwendet werden, desto effizienter arbeiten sie.
In Ihrer Kolumne sehen Sie das mögliche Konjunkturpaket für die chinesische Wirtschaft mit der Preisentwicklung bei Rhodium verknüpft? Wie hängt beides zusammen?
Philipp Götzl-Mamba: China zählt zu den größten Volkswirtschaften der Welt, driftet aber in Richtung Stagnation. Der heimische Automobilbau und die Glasindustrie sind starke Wirtschaftsbereiche, die durch Subventionen aus einem Konjunkturpaket gestützt werden könnten. Wächst Chinas Wirtschaft wieder, wächst auch der Rohstoffbedarf. Außerdem ist China bestrebt, die hohe Luftverschmutzung im eigenen Land u. a. durch strenge Abgasnormen für Kraftfahrzeuge in den Griff zu bekommen.
Welchen Ausblick wagen Sie?
Philipp Götzl-Mamba: Angesichts der Wirtschaftsdaten bleibt es spannend, wie sich der Preis entwickeln wird. Ob Rhodium jemals die Höchstmarke von 800 Euro/Gramm wieder erreichen wird? wir werden sehen.
Vita
Philipp Götzl-Mamba betreut seit 2021 beim Rohstofflieferanten TRADIUM aus Frankfurt/Main (Deutschland) den internationalen Handel mit Edelmetallen. Neben Industriekunden ist er wegen seiner Kompetenz auch bei Privatkunden, die bei TRADIUM Strategische Metalle und Edelmetalle als alternative Sachwerte erwerben können, ein gefragter Ansprechpartner. Vor seinem Wechsel zu TRADIUM hat er in verschiedenen Stationen bei Heraeus Metals Germany im Edelmetallhandel fundierte Produkt- und Marktkenntnis gesammelt.
Philipp Götzl-Mamba veröffentlicht mit „PGM – Edelmetalle im Fokus“ eine eigene Rohstoff-Kolumne beim Branchendienst Rohstoff.net. Diese widmet sich neben Gold vor allem den vieldiskutierten doch bisher selten analysierten Platingruppenmetallen (PGM): Im Zentrum stehen die industriellen Anwendungsgebiete der Metalle wie auch ihr Potential als Sachwert.