Zwei Milliarden: Deutschland plant Fonds zur Rohstoffsicherung

April 2023 | News

Das Gebäude des Reichstags mit der Flagge der Bundesrepublik Deutschland im Vordergrund

Quelle: iStock/ThomasSaupe

Über einen Staatsfonds sollen laut eines Medienberichts zwei Milliarden Euro in die Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft investiert werden. Das Vorhaben könnte von strategischer Bedeutung sein.

Die deutsche Bundesregierung will die Zukunft der heimischen Wirtschaft durch die Gründung eines Rohstofffonds absichern, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Der milliardenschwere Fonds könnte helfen, langfristig den Zugang zu Rohstoffen zu schaffen, deren Gewinnung und Verarbeitung maßgeblich von ausländischen Unternehmen kontrolliert werden.

Milliardeninvestitionen für mehr Diversifizierung in der Rohstoffversorgung

Die Bundesregierung will den staatlichen Fonds mit zwei Milliarden Euro ausstatten, die in heimische und internationale Rohstoffprojekte fließen sollen. Das Geld könnte damit in die Förderung und Verarbeitung von seltenen Metallen, Lithium, Kobalt und anderen Rohstoffen fließen, die für die Herstellung von Elektrofahrzeugen, Smartphones und anderen Hightech-Produkten unerlässlich sind. Bei der Versorgung mit diesen Metallen ist Deutschland bis zu 90 % auf Importe angewiesen. Im Bereich der Seltenen Erden stammen diese fast ausschließlich aus Minen bzw. verarbeitenden Unternehmen in China. Das Förderprogramm könnte dazu beitragen, diese Versorgungsabhängigkeit aufzulösen und den Zugang zu den Rohstoffen breiter aufzustellen.

Deutschland folgt dem Beispiel Japans und Südkoreas

Mit dem geplanten Rohstofffonds folgt Deutschland dem Beispiel Japans. Schon 2004 hat das Land unter dem Namen Japan Organization for Metals and Energy Security (JOGMEC) eine eigene Rohstoffbehörde geschaffen. Ihr Ziel ist es, den Zugang zu kritischen Rohstoffen zu sichern und die Stärkung der Industrie voranzutreiben, indem es in die Erkundung von Bodenschätzen investiert sowie nationale Rohstoffunternehmen mit Krediten und Bürgschaften unterstützt. Aktuell plant JOGMEC einen Fonds über 105,8 Milliarden Yen (720 Millionen Euro) aufzulegen, um die Rohstoffversorgung für den Bau von E-Autos zu subventionieren. Auch in Südkorea beteiligt sich der Staat in Form der Korea Ressources Corp. (KORES) bereits seit den 60-er Jahren aktiv an der Absicherung der Rohstoffversorgung.

Kooperation mit Indonesien als mögliche Anwendung

Eine mögliche konkrete Anwendung des in Deutschland geplanten Rohstofffonds ist die Kooperation mit Indonesien. Wie das Branchenportal Rohstoff.net meldete, wollen beide Länder eine Rohstoffpartnerschaft eingehen. Indonesien besitzt reiche Vorkommen an Nickel, das für die Herstellung von Batterien gebraucht wird. Gemäß der staatlichen Nachrichtenagentur Antara will das Land auch seine Lagerstätten an Seltenen Erden erschließen. Deutschland könnte sich an Exploration und Förderung beteiligen und so den Zugang zu den kritischen Rohstoffen gewährleisten.

Handlungsbedarf auch auf EU-Ebene gesehen

Wie wichtig die Frage der Rohstoffversorgung ist, zeigt ein Gesetzentwurf der Europäischen Kommission vom März dieses Jahres. Der Critical Raw Materials Act zielt darauf ab, die europäische Souveränität bei wichtigen Bodenschätzen zu stärken: Über den Rohstoffabbau hinaus gilt es lokale Wertschöpfungsketten auszubauen. Im Unterschied zum geplanten Rohstofffonds in Deutschland fehlen bislang jedoch Angaben zur Finanzierung und möglichen Instrumenten.

Das Gebäude des Reichstags mit der Flagge der Bundesrepublik Deutschland im Vordergrund

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