Trotz Zinswende: Darum bleiben Rohstoffe als alternative Geldanlage wichtig

Erste Schritte

Viele private Investoren werden die Zinswende zum Anlass nehmen, um ihre Anlagestrategie mit Rohstoffen anzupassen.

Quelle: TRADIUM GmbH

Die Anhebung des Zinsniveaus stärkt Anleihen und Festsparen. Andere Anlageformen wie Rohstoff-Investments spielen für die Diversifizierung des Portfolios, Risikostreuung und zum Ausgleich der Inflation weiterhin eine große Rolle.

Die US-Notenbank hat im Mai 2022 den Leitzins um einen halben Prozentpunkt angehoben, wie aus den Protokollen der Institution hervorgeht. Zentralbankchef Jerome Powell will damit den hohen Inflationsraten kontern. Auch die Geldhüter der Europäischen Zentralbank tendieren zu einer Zinswende und stellen für Juli 2022 eine Erhöhung des Leitzinses in Aussicht, wie die Tageschau berichtete. Dieser liegt seit März 2016 unverändert bei null. Gleichzeitig ist der Einlagesatz seit Juni 2014 negativ. Banken, die kurzfristig nicht benötigtes Geld bei der EZB anlegen, verlieren also Geld. Diese Kosten werden oftmals in Form von Verwahrentgelten an die Kunden weitergegeben.

Erste Banken haben bereits angekündigt, diese Strafzinsen für Kundeneinlagen im Einklang mit der erwarteten EZB-Entscheidung herabzusetzen bzw. abzuschaffen. Darüber hinaus könnten Geldanlagen wie Tagesgeld oder Festgeld von der Zinswende profitieren. Auch mit Anleihen lassen sich bald wieder positive Erträge erwirtschaften. Viele private Investoren werden dies zum Anlass nehmen, um ihre Anlagestrategie anzupassen. Sie sollten dabei jedoch im Blick behalten, dass die starke Inflation weiterhin an ihrem Vermögen zehrt.

Sachwerte als Beimischung im Depot

Der Inflationsdruck dürfte trotz erster Zinsanhebungen fortbestehen. Die Teuerungsrate im April 2022 betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 7,4 Prozent, wie aus einer Pressemeldung der Behörde hervorgeht. Das ist der höchste Wert seit Herbst 1981. Die angekündigten Zinserhöhungen müssten deutlich höher ausfallen, um die Geldentwertung infolge des negativen Realzins zu stoppen. In dieser Lage bleibt eine breite Streuung der Vermögenswerte auf eine Vielzahl an Anlagegütern wichtig, um Verlustrisiken zu minimieren und die Kaufkraft zu erhalten. Viele Privatinvestoren kombinieren ihr Portfolio daher mit Sachwerten wie Bodenschätzen, die von der Wirtschaft stark nachgefragt werden. Speziell Anleger, die bereits Edelmetalle wie Gold und Silber erworben haben, können mithilfe von Industrierohstoffen ihre Sachwerte weiter diversifizieren und aufstocken.

Vier Gründe für Rohstoff-Investments

Es gibt eine große Bandbreite an Rohstoffen, die die globale Industrie braucht. Von diesen sind für Privatanleger z. B. Bodenschätze wie Technologiemetalle, Seltene Erden und Edelmetalle interessant. Innovative Anleger investieren dabei nicht in die Produzenten der Rohstoffe oder entsprechende ETFs, sondern erwerben ausgewählte Bodenschätze physisch. Gleich mehrere Gründe sprechen dafür, das eigene Anlagevermögen mit Rohstoffen zu diversifizieren:

1. Starke Nachfrage

Die Industrie- und Schwellenländer verzeichnen seit Jahren einen wachsenden Rohstoffbedarf. Bei Seltenen Erden, die vom Handy bis zum E-Auto in zahlreichen Alltagsgegenständen unseres Lebens verbaut sind, wird der Bedarf in den kommenden vier Jahre um 20 Prozent steigen, prognostiziert das Portal Statista. Wer sein Geld entsprechend anlegen will, sollte Rohstoffe in der von der Industrie geforderten Qualität und Lieferform erwerben, um bei deren Weiterkauf die Nachfrage der verarbeitenden Industrie zu treffen.

2. Langfristiger Bedarf

Getrieben durch politische und ökologische Ziele wie den Europäischen „Green Deal“ werden die Anwendungsbereiche für strategische Metalle für die nächsten Jahrzehnte gestärkt. Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele von Paris zu erreichen, für die die Etappenziele bis 2030 und 2050 gesteckt sind, setzt die deutsche Bundesregierung auf den Ausbau der Erneuerbaren Energie, wie Rohstoff.net berichtet. Dysprosium, Neodym, Indium und Gallium, aber auch die Platingruppenmetalle sind dabei unverzichtbar für Photovoltaik-Systeme, Windkraftanlagen und die zukunftsträchtige Wasserstofftechnologie. Ein weiteres erklärtes Ziel von Deutschland und vielen anderen europäischen Staaten ist die Autarkie in der Energieversorgung. Selbstproduzierte Wind- und Solarenergie sollen importiertes Erdöl und Erdgas ersetzen. Der notwendige Aufbau der dafür benötigen Infrastruktur wird für viele Jahre den Bedarf an strategischen Metallen antreiben.

Viele private Investoren werden die Zinswende zum Anlass nehmen, um ihre Anlagestrategie mit Rohstoffen anzupassen.

Quelle: TRADIUM GmbH

Preischart zu Gallium von 2011 bis 2023

Quelle: TRADIUM GmbH

3. Limitierte Verfügbarkeit

Die Vorkommen Strategischer Metalle konzentrieren sich meist auf einige wenige Länder. Der Abbau ist zudem aufwendig und die Fördermenge klein: Von dem Edelmetall Iridium, dem bei der Herstellung sauberen Wasserstoffs eine Schlüsselrolle zukommen wird, werden pro Jahr nur etwa 10 Tonnen abgebaut. Zum Vergleich: Die Jahresproduktion von Gold lag 2021 bei 3.500 Tonnen, für Silber bei 24.000 Tonnen. Vom Technologiemetall Gallium wurden laut U.S. Geological Survey 2021 nur wenige Hundert Tonnen gefördert. Im Jahr 2030 werden voraussichtlich 600 bis 800 Tonnen pro Jahr benötigt werden, etwa für die Photovoltaik-Industrie. Das Zusammentreffen von einem knappen Angebot und einer steigenden Nachfrage hat den Preis des Technologiemetalls in den vergangenen Jahren deutlich steigen lassen.

4. Inflationsschutz und Kaufkrafterhalt

Der eigene materielle Wert, der Edelmetallen, Technologiemetallen oder Seltenen Erden zugemessen wird, unterliegt nicht den Geldmarktschwankungen. Daher können Kapitalanlagen in Strategischen Metallen das Vermögen vor Geldentwertung schützen. Um die hohe Qualität der Industrieware aufrechtzuerhalten, die erst einen Weiterverkauf an die verarbeitenden Betriebe ermöglicht, ist es jedoch wichtig, die Erze und Mineralien fachgerecht zu lagern.

Das Investment in Rohmaterialen für die Industrie kann im Kontext der Zinswende also viele Vorteile bieten. Gleichzeitig kann es helfen, das Vermögen gegen Inflation und Krisen abzusichern. Außerdem besteht die Aussicht auf Kapitalvermehrung.

Diversifizierung innerhalb der Sachwerte sinnvoll

Das Angebot an Strategischen Metallen für den privaten Kauf ist in den vergangenen Jahren immer vielfältiger geworden. Neben Edelmetallen können auch Technologiemetalle und Seltene Erden erworben werden und den Anlagemix aus Aktien, Zinsanlagen und Immobilien sinnvoll ergänzen. Wie bei der Diversifizierung des Portfolios durch Rohstoffe bietet sich auch innerhalb des Sachwert-Investments eine breite Streuung an. Dabei ist es wichtig, eine eigene Wahl treffen und die Zusammenstellung seines Warenkorbs selbst gestalten zu können.

preisentwicklung gallium

Quelle: TRADIUM GmbH