Schränkt China den Rohstoffexport ein?

Juli 2023 | Marktkommentar

Ein voll beladenes Containerschiff für den Export von Rohstoffen und Waren

Quelle: FOTOGRIN/shutterstock.com

In Kürze wird eine Genehmigung des chinesischen Handelsministeriums benötigt, um die Technologiemetalle Gallium und Germanium exportieren zu dürfen.

Ab dem 1. August dieses Jahres wird China den Export von Gallium und Germanium strenger kontrollieren. Das geht aus einer Pressemeldung des chinesischen Handelsministeriums hervor. Beide Technologiemetalle sind bedeutende Ausgangsstoffe zur Herstellung von Halbleitern, Solarzellen, LEDs sowie Glasfaserkabeln. Auf die Volksrepublik entfällt nach Angaben des U.S. Geological Survey der größte Teil der weltweiten Gallium- und Germaniumproduktion.

Sorgte die Ankündigung auch vor dem Hintergrund der politischen Spannungen zwischen den USA und China für ein großes mediales Echo, bleibt abzuwarten, wie sich die mit dem Verweis auf die nationale Sicherheit begründeten Maßnahmen in der Praxis auswirken. Konkret bedeuten diese, dass chinesische Exporteure künftig eine Lizenz für die Ausfuhr in das Ausland beantragen müssen. Was für die Genehmigung erforderlich ist, bzw. was zu einer Untersagung führen kann, geht aus der Bekanntmachung des Handelsministeriums nicht hervor. Die Unternehmen müssen jedoch detailliert Auskunft über den Empfänger der Ware geben. Bestimmte Verbindungen der beiden Metalle sind als Dual-Use-Güter sowohl für den zivilen Gebrauch geeignet als auch für die militärische Nutzung. Möglicherweise geht es China also vor allem um die Kontrolle darüber, in welche Länder diese Rohstoffe geliefert werden.

Matthias Rüth, Geschäftsführer des Rohstofflieferanten TRADIUM GmbH, sagt: „Die Meldung zu Exportbeschränkungen für Gallium und Germanium hat für Nervosität am Markt gesorgt. Viele Unternehmen fragen sich, ob ihre Lieferketten für die Rohstoffe weiterhin belastbar bleiben, wenn chinesische Exporteure ab August dieses Jahres eine Lizensierung durchlaufen müssen. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Rohstoffgigant China mit Industriemetallen pokert und seine Macht austestet. Schon 2010 hatte Peking die Ausfuhr von Metallen wie Seltenen Erden reglementiert. Das führte damals zu heftigen Preisturbulenzen. Ob es diesmal wieder so kommen wird, bleibt abzuwarten.“

Die neue Regelung wird von Branchenbeobachtern aber auch als Reaktion auf das Bestreben der USA gewertet, China von der Versorgung mit modernen Halbleiterchips abzuschneiden. Das Reich der Mitte nimmt eine im Rohstoffbereich eine beinahe marktbeherrschende Stellung ein. Dennoch konnte es bisher technisch noch nicht zu der Chipindustrie Südkoreas oder Taiwans aufschließen. Nach dem Wunsch der USA und mehrerer Verbündeter, soll sich an diesem Status quo nichts ändern. Schon einen Tag nach Chinas Ankündigung zu Gallium und Germanium, sickerten Pläne der US-Regierung durch, chinesischen Unternehmen den Zugang zu Cloud-Computing-Diensten, etwa von Microsoft, zu untersagen. Dies geht aus der Meldung des Branchendienstes Rohstoff.net hervor. Auf diese Weise sei der Zugriff auf leistungsstarke Rechenkapazitäten möglich, ohne die notwendigen Chips physisch zu besitzen, heißt es.

Alles schaut nun auf US-Finanzministerin Janet Yellen, die an diesem Donnerstag zu Gesprächen in Peking erwartet wird. Auf dem schon vor Chinas Ankündigung geplanten Treffen solle unter anderem erörtert werden, wie die Beziehungen beider Länder gestaltet und wie globale Herausforderungen gemeinsam bewältigen werden können.

Ein voll beladenes Containerschiff für den Export von Rohstoffen und Waren

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